Programmangebot:

FOTOAUSSTELLUNG - FILMPRÄSENTATION - PODIUMS- UND PLENUMSDISKUSSION

Präsentation des dokumentarischen Fotofilms "RADFAHRER" von Marc Thümmler über den Fotografen Harald Hauswald und Gespräch mit dem Regisseur und dem Fotografen - Moderation: Gabriele Rechberger; FOTOAUSSTELLUNG.

Unser Veranstaltungsangebot richtet sich an Menschen mit Interesse für Fotografie, Film, Geschichte, Politik, Gegenwart und Zukunft, insbesondere an Kulturmittler, Organisatoren, Einrichtungen im kulturpolitischen Bildungsbereich und Veranstalter mit kulturellen Schwerpunkten.

Foto:©Gudrun Übigau
Foto:©Gudrun Übigau

 

 

 

Fotografen sind neugierig, und die Fotografie hat mir viele Wege geöffnet. Sie war die Eintrittskarte in die Welt."

Harald Hauswald

Foto: Manuel Kinzer
Foto: Manuel Kinzer

 

"Bewegende Bilder müssen nicht zwangsläufig bewegt sein."

Marc Thümmler

 

über Harald Hauswald:

"Wenn man sich insbesondere mit der DDR Geschichte auseinandersetzt, dann stolpert man zwangsläufig über die Bilder von Harald. Seine Fotografien haben mich von Anfang an fasziniert."

(Marc Thümmler)

 

"Hauswald ist mehr als ein Chronist, mehr als ein fotografischer Protokollant. Er ist ein Maler, ein Pleinair-Künstler der Kamera. … In seinen Fotos leuchtet die große Tradition der europäischen Realisten nach, von August Sander bis Henri Cartier-Bresson."  

(Giovanni di Lorenzo, ZEITmagazin, 09.11.2007)

über Marc Thümmler:

”Ich finde es gut, wie Marc das Thema umgesetzt hat, weil dabei die zwei verschiedenen Ebenen zur Geltung kommen. Diesen völligen Blödsinn, den die da verzapft hatten, z.B. ‚Er kaufte zwei Fischbüchsen.’, und auf der anderen Seite ihre Haltung, besonders der Fotografie gegenüber. Zudem kommt die Ernsthaftigkeit herüber, der damals viele Leute ausgesetzt waren. Das finde ich dann schon wieder bedrückend.“

(Harald Hauswald)


über den Film: 

"Ich wollte den Zuschauern die Perspektive klarmachen: Harald blickt als Fotograf auf die DDR, die Stasi beobachtet Hauswald und seine Bilder, und der Zuschauer betrachtet Stasi und Hauswald. Im besten Fall schaut er auch noch mal auf seine eigene Wahrnehmung."

(Marc Thümmler)

 

Jurybegründung der Filmbewertungsstelle:

Anders als ein Ausstellungsbesuch bietet diese filmische Collage einen bewegten Einblick in die Arbeit des DDR-Fotografen Harald Hauswald. Statt eines Audioguide-Erklärungstextes werden zu den Fotografien Auszüge aus den Stasi-Akten zur Überwachung des Fotografen mit dem Decknamen Radfahrer eingesprochen. Dieser zeichnet mit seinen oft humorvollen Motiven aber kein, wie von der Obrigkeit befürchtet, tristes Erscheinungsbild des sozialistischen Staates, sondern vermittelt lebendige Aufnahmen einer anderen Kultur, in welcher der beständige Kampf mit dem Mangel, der Restriktion und der Abgrenzung vorherrscht. Ein dynamisches und sehr geschicktes Zusammenspiel von Ton und Bild – bewegend!

Dieser Fotofilm ist ein besonderer Glücksfall. Nicht nur, dass die bestechenden Schwarzweiss-Bilder des unangepassten DDR-Fotografen Harald Hauswald aus den 80er Jahren im Mittelpunkt stehen, vor allem werden sie mit Auszügen aus den umfangreichen Protokollen seiner Stasi-Akte so präzise montiert, dass eine eindringliche Beobachtung, Kommentierung und Ironisierung des politischen und kulturellen Klimas der DDR entsteht. Mit der Gestaltung der Tonebene kommt eine weitere Wahrnehmungsebene hinzu, die formal brillant den immensen Irrsinn und Unsinn der perversen Stasiüberwachung konterkariert. Sie gipfelt in den Originalzitaten einer Stasi-Kunstkritik an den Fotos, die dem System nicht gefallen konnten. So wie eine Kamera werden Alltagsgeräusche an- und ausgeschaltet, die geschwärzten Namen in der Stasi-Akte mit dem Kratzen eines Filzstiftes akustisch ausgemerzt, Schwarzblenden, wie das Zuklappen einer Akte, eingebaut. Alle diese Brüche führen zu einer mehrschichtigen Verschränkung von Bild und Text, die den Bespitzelungs-Alltag einerseits und die ästhetisch herausragende Arbeit eines systemkritischen Fotografen andererseits für den Zuschauer erlebbar macht. Erfreulich, dass an einer deutschen Universität solch ein reflektierter Abschlussfilm auf der Höhe der Zeit entstanden ist. Den Mut und die künstlerische Leistung von Marc Thümmler hält die Jury für besonders wertvoll.

 

Regie u. Drehbuch: Marc Thümmler

Laufzeit: 28 Minuten


Untertitel: deutsch, englisch, französisch, spanisch

Preise für Marc Thümmlers Film "Radfahrer":

Deutscher Kurzfilmpreis 2009:


Nominierung als bester Dokumentarfilm

55. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen 2009
:

Deutscher Wettbewerb

Achtung Berlin - New Berlin Film Award 2009
:

Bester mittellanger Film

EmergeAndSee Film Festival 2009:


Wettbewerb East/West


1.Preis und Publikumspreis

Kunstfilmbiennale Köln-Bonn 2009:
  

2. Förderpreis VG Bild-Kunst

Indie Lisboa, Portugal


Sonderpreis RTP-2 Onda Curta

dokumentART Filmfestival 2009


lobende Erwähnung

Filmbewertungsstelle Wiesbaden:


Prädikat "besonders wertvoll"

Preise an Harald Hauswald:

2006 „Einheitspreis – Bürgerpreis der Deutschen Einheit“ für sein Lebenswerk

1997 Bundesverdienstkreuz  


Marc Thümmler lebt und arbeitet als freier Filmemacher in Berlin. RADFAHRER ist das Abschlussprojekt seines Studiums der Europäischen Medienwissenschaften an der Universität Potsdam und der Fachhochschule Potsdam. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet.

 

Harald Hauswald lebt und arbeitet als freier Fotograf in Berlin. Er ist Mitbegründer der Fotoagentur OSTKREUZ und einer der bedeutendsten deutschen Fotografen der Gegenwart.

 

Gabriele Rechberger lebt und arbeitet als freie Fotografin, Kuratorin und Moderatorin in Berlin.

Planung, Organisation, Moderation: Gabriele Rechberger

Bitte alle Anfragen zum Programm über das Kontaktformular s. oben!